Unser Land hat eine Ikone verloren
Der Tod von Franz Beckenbauer war ein Schock. Kein gänzlich unerwarteter, wenn man die Bilder aus den letzten Monaten gesehen hat, aber so recht glauben wollte und will man es doch nicht. Ein weiterer Spieler einer großen Generation ist verstorben.
Weltmeister als Spieler und Trainer
Unter diesen war Franz Beckenbauer aber ohne Zweifel ein ganz besonderes Aushängeschild. Weltmeister als Spieler und Trainer, zahlreiche Pokale – man muss die Statistik, die jetzt dauernd gewälzt wird, nicht noch einmal nacherzählen. Für seinen Nimbus hat sein Auftreten gesorgt: Seine Art, zu spielen, sein einsamer Gang über den Rasen von Rom – wie anders als als Kaiser hätte man ihn denn bezeichnen sollen?
Und doch war er als Kaiser kein Gott, sondern ein Mensch mit durchaus menschlichen Zügen. Als solcher wurde er zum ersten Mal mit 17, zum letzten Mal mit 58 Jahren Vater. Er war beliebter Gegenstand von Parodien, bekanntermaßen die höchste Form der Verehrung. Er hat in seiner Karriere ungefähr drei Millionen Interviews gegeben und dabei vielleicht auch mal einen nicht idealen Satz gesagt.
Er stand aus hiesiger Sicht in Mittelpunkt, als man voller Erstaunen herausgefunden hat, dass es im Weltfußball nicht nur um die Liebe zum Sport geht und die FIFA keine reine Wohltätigkeitsorganisation ist. Geschadet hat ihm das, außerhalb von Journalistenkreisen mit besonderem Sendungsbewusstsein, nicht.
Auch eingefleischte Sechzger, die eigentlich kein nettes Wort für den Lokalrivalen finden, werden über Herrn Beckenbauer kaum etwas Schlechtes sagen. Und wahrscheinlich träumen sie manchmal davon, was gewesen wäre, wenn er damals nicht zu den Bayern gewechselt hätte. Der Schreiber dieser Zeilen, als Fan des 1. FC Nürnberg viel Kummer gewohnt, möchte auch daran erinnern, dass wohl niemand schöner und würdevoller Eigentore schießen konnte.
Seine unkomplizierte Art, auf Menschen so zuzugehen, als würde er sie schon ewig kennen, hat ihn zu Lichtgestalt und Normalbürger gleichermaßen gemacht. Es war ein offenes Geheimnis, dass er eine der treibenden Kräfte für den engagierten und respektvollen Umgang des FC Bayern mit Gerd Müller war, mit dem der Verein gearbeitet hat, solange es ging, und der ihn geschützt hat, als es notwendig wurde.
Ein Bayer durch und durch
Und schließlich muss man auch eines sehen: Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er sich als Bayer sieht. Trotz Gastspielen in New York und Hamburg und Altersruhesitz in Österreich gehörte sein Herz immer Bayern, nicht nur dem FC, sondern auch dem Freistaat. Er hat sich der bairischen Sprache nicht geschämt und immer gezeigt, wo er herkam.