Die Wittelsbacher sind eine der ältesten Adelsfamilien Europas, deren Geschichte über tausend Jahre Bayern und darüber hinaus prägt. Von mittelalterlichen Machtspielen über kulturelle Blütezeiten bis hin zu dramatischen Schicksalen im 20. Jahrhundert – die Wittelsbacher haben alles erlebt. In diesem Artikel tauchen wir ein in die Ursprünge, prägende Persönlichkeiten und den beeindruckenden Verlauf dieser Dynastie.
Ursprünge der Wittelsbacher: Vom Grafen zum Herzog
Alles begann im 11. Jahrhundert mit Graf Otto von Scheyern, der um 1080 die Grundlage für die Familie legte. Der große Moment kam 1180, als Otto I. von Kaiser Friedrich Barbarossa das Herzogtum Bayern erhielt. Der Name „Wittelsbacher“ stammt von ihrem Stammsitz, Schloss Wittelsbach bei Aichach. Von da an waren die Wittelsbacher auf dem Vormarsch, bereit, Bayern und Europa zu prägen. Ein kleines Schloss wird zum Ausgangspunkt einer Dynastie, die Jahrhunderte überdauert!
Mittelalterliche Machtspieler: Ludwig der Bayer
Im Mittelalter waren die Wittelsbacher echte Schwergewichte. Ludwig der Bayer, geboren 1282, krönte ihren Aufstieg, als er 1314 deutscher König und 1328 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde. Doch Ludwig war nicht ohne Kontroversen: Sein Streit mit dem Papsttum brachte ihm eine Exkommunikation ein – ein Skandal, der damals Wellen schlug. Trotz aller Widerstände machte er die Wittelsbacher zu einer politischen Großmacht, deren Einfluss Bayern festigte.
Kulturelle Blüte: Albrecht V. und Maximilian I.
Im 16. und 17. Jahrhundert teilten sich die Wittelsbacher in die bayerische und die pfälzische Linie. Herzog Albrecht V. war ein kultureller Pionier: Er gründete die Bayerische Staatsbibliothek, holte Komponisten wie Orlando di Lasso nach München und legte den Grundstein für Bayerns kulturelle Pracht. Später sicherte Kurfürst Maximilian I. der Pfalz 1623 die Kurfürstenwürde, was den Wittelsbachern noch mehr politischen Einfluss brachte. Diese Ära zeigt, wie vielseitig die Familie war: Macht und Kunst Hand in Hand.
Das 19. Jahrhundert: Ludwig I. und der Märchenkönig
Das 19. Jahrhundert war die Hochzeit der Wittelsbacher. König Ludwig I., ein Romantiker und Kunstliebhaber, machte München zur „Kunststadt“. Bauten wie die Feldherrnhalle und die Glyptothek zeugen von seinem Ehrgeiz. Doch seine Affäre mit der Tänzerin Lola Montez führte 1848 zu seinem Rücktritt – ein echter Königsskandal! Sein Enkel, Ludwig II., der „Märchenkönig“, setzte noch eins drauf. Seine Schlösser wie Neuschwanstein sind heute Welterbe, doch seine Liebe zu Richard Wagner und exzentrische Bauprojekte überforderten die Staatskasse. Sein mysteriöser Tod 1886 im Starnberger See bleibt ein Rätsel, das Historiker und Romantiker gleichermaßen fasziniert.
Die Nazizeit: Kronprinz Rupprecht und die Tragödie der Familie

Mit dem Ende der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg verlor Bayern seinen König, doch die Wittelsbacher blieben einflussreich. Kronprinz Rupprecht, geboren 1869, war ein fähiger Militär und entschiedener Gegner der Nationalsozialisten.
Schon in den 1930er-Jahren warnte er vor Hitlers Gefahr und knüpfte Kontakte zu Widerstandsgruppen. 1939 floh er nach Italien ins Exil, unterstützt von König Viktor Emanuel III. und Papst Pius XII. Dank seines Adjutanten Theodor von Fraunberg entkam er 1944 in Florenz knapp der Gestapo.
Seine Familie hatte weniger Glück. Rupprechts zweite Frau, Prinzessin Antonia von Luxemburg, und ihre Kinder wurden 1944 von der Gestapo in Südtirol verhaftet. Sie landeten zunächst im KZ Dachau, dann im KZ Flossenbürg. Antonia, unter dem Decknamen „Albertine Bingen“ in einer Klinik in Jena gefangen, war bei ihrer Befreiung 1945 durch das luxemburgische Rote Kreuz körperlich und psychisch ein Schatten ihrer selbst, mit nur 72 Pfund Körpergewicht. Auch Rupprechts Sohn Albrecht und andere Familienmitglieder wurden in KZs wie Sachsenhausen inhaftiert, überlebten aber. Die Haft hinterließ bei Antonia bleibende Schäden; sie starb 1954 in der Schweiz, ohne je nach Bayern zurückzukehren. Rupprecht selbst kehrte 1945 zurück und wurde 1955 in München unter großer Anteilnahme beigesetzt, als wäre er ein König.
Die Wittelsbacher heute: Hüter eines Erbes
Heute führt Franz, Herzog von Bayern, die Familie an. Ohne politische Macht konzentrieren sich die Wittelsbacher auf kulturelles Engagement, etwa die Verwaltung von Kunstsammlungen. Franz, ein eher zurückhaltender Mann, lebt das Erbe der Familie weiter, ohne den Glanz früherer Zeiten. Die Wittelsbacher stehen für Kontinuität, Tradition und die Fähigkeit, sich über Jahrhunderte anzupassen – von mittelalterlichen Herrschern zu modernen Bewahrern eines reichen Vermächtnisses.
Fazit: Warum die Wittelsbacher faszinieren
Die Wittelsbacher sind mehr als eine Adelsfamilie. Sie haben Bayern durch Kriege, kulturelle Blüten und dunkle Zeiten geführt. Von Ludwig dem Bayer über den Märchenkönig bis hin zu Rupprechts Widerstand gegen die Nazis – ihre Geschichte ist voller Höhen und Tiefen. Ihre Schlösser, Museen und Sammlungen prägen Bayern bis heute.





