Wenn in Berlin der Löwe los ist
von Tobias Wesp
Die Stadt, die sich gerne als die beste Bundeshauptstadt aller Zeiten präsentiert, hat wieder einmal eine Provinzposse ihresgleichen geliefert.
Und so ganz sind die Spekulationen auch noch nicht vorbei: War es vielleicht doch die Schmusekatze einer Clangröße, deren illegale Haltung man vertuschen will? Oder wurde wirklich nur ein Wildschwein der falschen Spezies zugeordnet? War es gar, wie einige „Du Land der Bayern“-Leser gemutmaßt haben, ein Wolpertinger im Berlin-Urlaub?
Berlin ist eben so
Im Endeffekt ist es auch völlig egal. Denn diese ganze Geschichte passt einfach so gut zu Berlin, dass es komplett unerheblich ist, was denn nun die Wahrheit ist. Auch, dass sich erhebliche Teile des Ganzen im benachbarten Brandenburg abgespielt haben, tut dem keinen Abbruch:
Dit is Berlin. Die Stadt, die keinen Flughafen bauen kann, keine rechtsstaatlichen Wahlen zustande bringt und ohne großzügige Finanzspritzen längst pleite wäre, stellt sich eben auch bei der Löwenjagd a bissl unbeholfen an.
Und wenn keine Löwenwildsau mehr durch das Sommerloch geistert, dann wird in der Hauptstadt wieder der altbekannte Berliner Bär sein Unwesen treiben.
Und Bayern bekommt die Rechnung
Warum interessiert uns das als Bayern jetzt? Weil wir, wie oben schon angedeutet, das alles bezahlen.
Berlin ist die Stadt, die sich ganz stolz Vieles leistet, was in anderen Regionen Deutschlands aus ökonomischen Gründen undenkbar ist. So bekommen die Berliner wohl ein noch billigeres ÖPNV-Ticket als die anderen Bürger. Die Stadt hat einen Radweg nach Kopenhagen finanziert. Neuerdings gibt es ein immer unüberschaubarer werdendes Heer aus Spitzenbeamten und staatlichen Beauftragten.
Und das ist eben das Wesen des Bundes, dass die Länder geradezu ermutigt werden, das Geld rauszuschmeißen. So stellen sie Annehmlichkeit für ihre Bürger sicher, während das Geld dafür weitgehend über Finanzausgleichsmechanismen von anderen Ländern zur Verfügung gestellt wird.
Bayerns Regierung im deutschen Korsett
So gesehen ist es einigermaßen unerheblich, wie Bayern regiert wird. Viele bayerische Bürger sind im Großen und Ganzen wohl zufrieden, wie es in der Landespolitik des Freistaats läuft. Das hat aber, wenn man ehrlich ist, keine große Bedeutung.
Wir zahlen trotzdem all das mit, wofür es in Bayern keine Mehrheit gäbe, was bayerischer Landtag und Staatsregierung auch nicht umsetzen wollen, was aber in anderen Ländern praktiziert wird. Und wir haben es nicht in der Hand, das zu ändern, weil uns auf Bundesebene die Mehrheit überstimmt.
Letzteres wiederum gilt in ganz vielen Politikbereichen. Wenn vielleicht bald das Ehegattensplitting abgeschafft wird, kann Bayern nichts tun, um es zu erhalten. Gibt es im Namen des Klimas immer weitere Beschränkungen, kann keine bayerische Regierung, wie auch immer sie zusammengesetzt ist, etwas dagegen ausrichten. Bei der nächsten Einwanderungswelle kann Bayern faktisch nicht bewirken, dass es einen vernünftigen Ausgleich zwischen den Interessen aller beteiligten Personen und Staaten geben wird.
Über bayerische Schulen kann der Landtag noch bestimmen, aber sogar das ist nur noch eine Frage der Zeit. Der Würgegriff des Bundes wird auch in der Bildungspolitik enger. Ähnlich wird es sich bei klassischen Landeszuständigkeiten wie dem Polizeirecht verhalten.
Landtagswahl als Bekenntnis zur Selbstbestimmung
Nun mag mancher Leser bemängeln, dass dieser Text eine etwas düstere Stimmung bekommen hat. Haben wir nicht mit einer lustigen Löwengeschichte angefangen? Warum sind wir denn jetzt in die Tiefen des Staatsaufbaus eingedrungen?
Weil es aus all den genannten Gründen eben auch unser Löwe ist. Es wäre schön, wenn wir einfach darüber lachen könnten, dass Berlin nichts auf die Reihe bekommt. Nur leider erhalten wir Bayern regelmäßig die Rechnung dafür – und das nicht nur im übertragenen Sinne.
Und das muss man sich auch bei den kommenden Landtagswahlen vor Augen führen: Wer seine Stimme den Parteien gibt, die treu zu Deutschland und zum Bund stehen, der ändert daran nichts. Er bestimmt nur den Verwalter bayerischer Interessen in einem immer enger werdenden Korsett. Und auch, wenn diese Politiker dann ordentliche Arbeit machen, liegt die wahre Macht außerhalb Bayerns.
Eine Stimme für das Selbstbestimmungsrecht in Bayern
Wer die nächste Posse in Berlin oder anderswo wirklich aus der Distanz genießen können will, muss am 8. Oktober 2023 seine Stimme für Bayerns Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit abgeben.